Wirtschaft

Senegal ist als Entwicklungsland in der Sahelzone mit klimatischen Risiken konfrontiert, die seine Volkswirtschaft immer wieder vor harte Herausforderungen stellen. Die natürliche Lebensgrundlage der zu über 60% in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung ist durch geringe Niederschläge, fortschreitende Abholzung, Überweidung, Bodenerosion und Missernten gefährdet. Das starke Bevölkerungswachstum (2006: geschätzt 2,34%) trägt dazu bei, dass der ländliche Raum die Menschen nicht mehr ausreichend ernähren kann. Eine der Folgen ist eine starke Verstädterung (knapp 50%), wobei allein in Dakar fast ein Viertel der Landesbevölkerung (2,6 Mio. von ca. 12 Mio. Einwohnern) wohnt.

Die Volkswirtschaft ist gekennzeichnet durch starke Importabhängigkeit, schmale Exportbasis, schwache Investitionstätigkeit und erhebliche Defizite in der Infrastruktur. Mit einem BIP pro Kopf von 613 Euro gehört der Senegal zu den Least Developed Countries und nimmt im Human Development Index den 156. Rang (von 177) ein. Mittelfristig hat sich die makroökonomische Lage stabilisiert, mit Wachstumsaussichten von ca. 6%. Die Staatsfinanzen sind insgesamt solide. Durch eine Kombination mehrerer Negativfaktoren ist es allerdings 2006 zu einem Einbruch gekommen. Das BIP betrug 2006 7,36 Mrd. Euro. Das reale Wirtschaftswachstum (2006) von 3,3% und die Inflation von 1,9% bedeuten jeweils eine Verschlechterung zum Vorjahr (6,5% bzw. 1,7%). Ursächlich hierfür sind strukturelle und konjunkturelle Probleme bei den staatlichen ICS (Industries chimiques du Sénégal), Zahlungsrückstände des Staates gegenüber dem Stromversorger SENELEC sowie der Raffinerie SAR und die daraus resultierenden Produktionseinbußen, des Weiteren der Ölpreisanstieg.

Wichtigste Wirtschaftszweige

Am Bruttoinlandsprodukt (BIP) sind der primäre Sektor mit 17,6%, der sekundäre Sektor mit 21,4% und der tertiäre Sektor mit 61,0% beteiligt. Der primäre Sektor wuchs 2006 um 6,2%: Die für Senegal zentrale Erdnussproduktion, die 3 Mio. Senegalesen beschäftigt und der wichtigste Devisenbringer des Landes ist, sank 2006 auf 550.000t (Rückgang um 21,8% zu 2005), die Getreideernte fiel bis September 2006 um 24%, auch die Baumwollernte erzielte mit ca. 45.000t rund 3% weniger als im Vorjahr. Die Gesamtproduktion an Lebensmitteln für den einheimischen Markt (production vivrière) stieg 2006 allerdings um 12,7% auf 2.046.300 t an.

Der sekundäre Sektor zeigte 2006 eine disparate Entwicklung: Zwischen Januar und September 2006 ging die Industrieproduktion insgesamt um 19,2% zurück. Am stärksten betroffen war die Chemieindustrie mit einem Rückgang um 69,8%. Ursache hierfür war v. a. die Krise des Großunternehmens Industries Chimiques du Sénégal (ICS): Die Herstellung von Phosphaten ging um 60% von 1451t auf 584t zurück.

Der Bergbau erfuhr einen Rückgang um 28,7%. Im Februar 2007 wurde mit Arcelor Mittal ein Abkommen über die Erschließung der großen Eisenerzvorkommen im Osten Senegals unterzeichnet.

Die landesweite Energieproduktion blieb mit +0,6% nahezu unverändert. Einen leichten Zuwachs um 1,7% konnte der Sektor Elektrizität, Gas und Wasser verzeichnen. Generell bleibt die Energieversorgung jedoch mangelhaft und damit entwicklungshemmend.

Die Baubranche hingegen hält ihren dynamischen Aufwärtstrend aufrecht und konnte von größeren staatlichen Investitionen im Straßenbau profitieren.

Der tertiäre Sektor verzeichnete mit 4,6% erneut Wachstum (2005: 5,5%, 2004: 6,3%). Träger des tertiären Sektors sind insbesondere der Transport- und Telekommunikationsbereich.

Der Port Autonome de Dakar (Umsatzvolumen: ca. 10 Mio. t), der regionales Entwicklungspotenzial bietet, wird derzeit überholt. Auch eine deutsche Firma kam bei einer Ausschreibung zum Zuge.

Der Tourismus bleibt weiter eine wichtige Devisenquelle. Der Ausbau dieses Sektors wird erschwert durch die mangelhafte Infrastruktur (überalterte Hotelanlagen, schlechte Straßen zu den Tourismuszentren) und administrative Hürden. 2005 konnte Senegal rund 770.000 Touristen anziehen.

Der Bankensektor ist wenig diversifiziert, jedoch im Ausbau begriffen, rentabel und liquide. Die größte Bank ist die SGBS (Société Générale de Banques du Sénégal; Aktienkapital zu 58% bei der französischen Société Générale).

In der Klassifizierung der 500 größten afrikanischen Firmen nehmen senegalesische Unternehmen nachgeordnete Plätze ein. Am vergleichsweise besten platziert sind: SAR (Société africaine de Raffinage – Erdölverarbeitung; 105. Rang), Sonatel (Société Nationale de Télécommunication du Sénégal – Telekommunikation; 129. Rang), Total Sénégal (Erdöl/Chemie, Rang 184), Shell Sénégal (Erdöl/Chemie, Rang 220) und Sénélec (Société Nationale d’électricité – Stromversorger; Rang 243.).

Außenhandel

Die wichtigsten Exportländer Senegals sind Mali, Indien, Frankreich, Spanien, Italien und Gambia. Die wichtigsten Importländer sind Frankreich, Nigeria, Brasilien, Thailand und die USA.

Der direkte Handelsaustausch zwischen Deutschland und Senegal ist traditionell gering, deutsche Erzeugnisse sind zwar durchaus vertreten, werden aber über Frankreich eingeführt und gehen daher in die französisch-senegalesischen Statistiken ein. Sprachbarriere und schlechte Rahmenbedingungen insbesondere für Investitionen sind Hauptgründe für die insgesamt niedrige deutsche Präsenz. Senegal ist weder wichtiges Zielland deutscher Exporte (Warenwert 2006: nach vorläufigen Angaben 53,3 Mio. EUR, verglichen mit 2005 eine Steigerung um 12,4%), noch importiert Deutschland in größerem Umfang senegalesische Produkte (Warenwert 2006: nach vorläufigen Angaben 7,6 Mio. EUR, Steigerung um 16,2%). Die wichtigsten Ausfuhrgüter nach Deutschland sind Fische und Fischzubereitungen (36%), pflanzliche Nahrungsmittel (32,3%) und Baumwolle (12,2). Senegal importiert aus Deutschland hauptsächlich chemische Erzeugnisse (2005: 29,1%), Maschinen (2005: 20,7%), Kraftfahrzeuge (2005: 17,5%), feinmechanische und optische Erzeugnisse (2005: 6,5%). Damit nimmt Senegal unter den Ländern Subsahara-Afrikas bei der Einfuhr nach Deutschland den 34. Platz und bei den deutschen Ausfuhren den 15. Platz ein.

Die EU bleibt insgesamt der wichtigste Handelspartner Senegals. Während aus der EU über 50% der senegalesischen Importe stammen, haben die senegalesischen Exporte dorthin auf unter 30% abgenommen. Wichtige Exportgüter waren Fische und Fischerzeugnisse. Senegal importierte aus der EU hauptsächlich Nahrungsmittel, Medikamente und Zwischengüter. Verhandlungen über eine Neuauflage des 2002 geschlossenen Fischereiabkommens (Fangrechte) sind im Juni 2006 gescheitert.

Nach wie vor ist Frankreich erster Wirtschaftspartner und erstes Herkunftsland ausländischer Direktinvestitionen (2005 rund 50 Mio. EUR). Im Senegal sind über 250 französische Firmen niedergelassen (ca. 100 französische Filialen und Beteiligungen, der Rest überwiegend von Franzosen im Senegal gegründete Firmen), die 2006 nach ersten Schätzungen 2 Mrd. Euro umsetzten. Seit 1964 besteht ein deutsch-senegalesisches Investitions- und –förderabkommen.

Umwelt

Die Umweltsituation muss aufgrund der geographischen Lage (Sahelzone mit problematischer Wasserversorgung und fortschreitender Wüstenbildung), der Monokultur in der Landwirtschaft (Erdnussanbau), dem hohen Bevölkerungswachstum (Raubbau der natürlichen Ressourcen Fisch und Holz) als prekär eingeschätzt werden. Anhaltende Landflucht führt insbesondere in der Hauptstadt Dakar zu großen Problemen bei Wasserversorgung und Abwasser-/Müllentsorgung, der zunehmende Verkehr erhöht die Lärm- und Luftbelastung.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird routinemäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden.